Ich mag Weihnachten. Und ich mag Weihnachtsgeschichten. Was mich an diesem Fest der Feste mit seinen vielen Facetten am meisten interessiert, das sind die vielen Geschichten drumherum.
Wegen dieser Mischung aus persönlichem Interesse und beruflicher Passion als Texter habe ich ein bisschen zum Thema Weihnachten recherchiert. Aber nicht irgendwie, sondern handfest und mit viel Lokalkolorit. Dafür bin ich auf Spurensuche gegangen. Welcher Ort wäre dafür geeigneter, als meine alte Heimat (mit meiner Textagentur bin ich zwar am Standort Laatzen in der Region Hannover im Einsatz, bin aber im lippischen Blomberg aufgewachsen)?
Entstanden ist somit ein Stück Zeitgeschichte zu Weihnachten, ein Text, der Blomberger Historie beleuchtet. Gemeinsam mit dem Archivar der Stadt Blomberg, Dieter Zoremba, habe ich mir nämlich vor einiger Zeit genauer angeschaut, was es eigentlich mit Weihnachtsbäumen und deren Verkauf auf sich hat.
Weihnachten und Weihnachtsbäume in Blomberg
Aber der Reihe nach. Nachdem in Lippe der erste geschmückte Weihnachtsbaum in der Öffentlichkeit, wie Dieter Zoremba weiß, 1865 auf einem Gutshof in Heiden aufgestellt wurde, kamen die Bäume ab 1900 zu Weihnachten auch in die Haushalte. „Dort haben die Menschen sie mit Äpfeln, Nüssen oder Backwerk geschmückt“, sagt Zoremba.
Wo Bäume aufgestellt werden, muss natürlich auch ein Verkauf stattfinden. In der Stadt Blomberg wurde der vor dem Rathaus oder der heutigen Schießhalle deshalb schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerichtet. Und damals trug sich die eine oder andere kuriose Situation zu.
1910 beauftragte der Magistrat der Stadt zwei Angestellte, sogenannte Flurschützen, die sozusagen als Feldaufseher für das Areal rund um Blomberg zuständig waren, den Verkauf von Bäumen zu Weihnachten auf dem Marktplatz zu organisieren. Aber: Einer dieser beiden Männer investierte den Erlös für den ersten Baum in eine Flasche Branntwein. Die leerte er und war anschließend so betrunken, dass die Stadt verfügte, ihn im folgenden Jahr vom Verkauf auszuschließen.
Weihnachtsbäume zu moderaten Preisen
1915 gab es dann kurz vor Weihnachten einen regelrechten Ansturm auf die Verkaufsstelle. Man schlug 200 Bäume, die maximal drei Meter hoch sein durften – und am 22. Dezember waren alle weg. Kurzerhand mussten am 23. Dezember weitere 80 bis 100 geschlagen und an Heiligabend vormittags verkauft werden.
Die Preise hielten sich damals übrigens in Grenzen. Ein kleiner Baum, der maximal einen Meter hoch war, kostete 30 Pfennig, ein zwei bis drei Meter großes Exemplar gerade einmal 50 Pfennig.
Das Lametta kam übrigens erst ab den 1930er-Jahren auf. Und der immergrüne Baum als Symbol für Leben wurde in der Regel ab dem 21. Dezember in die Wohnräumlichkeiten geholt.
