Gedankenstrich versus Bindestrich

Ohne Sprache keine Texte. Das ist klar und logisch! Genauso klar ist aber, dass Texte sprachlich ansprechend und korrekt sein sollten. Das ist zumindest die Idealvorstellung. Die Realität sieht oft anders aus. Da ich mit meiner Textagentur nicht nur Texte schreibe, sondern auch korrigiere, begegne ich regelmäßig typischen Fehlern. Denen widme ich mich in meiner Serie mit dem Namen Rechtschreibtipp. Diesmal geht es um Gedankenstrich und Bindestrich.

Halbgeviertstrich. Was bitte? Das denkt sich sicherlich der eine oder andere, wenn er dieses Wortungetüm liest. Striche gibt es in der deutschen Sprache viele. Der bekannteste dürfte sicherlich der Bindestrich sein.

An dieser Stelle fangen die Probleme – das übrigens auch bei Textschaffenden oder in Redaktionen – an. Denn: Ein Bindestrich (-) ist eben „nur“ ein sogenanntes Viertelgeviert. Beim Schreiben mit einer gängigen Tastatur entsteht der Bindestrich einfach durch das Drücken der Minus-Taste.

Halbgeviertstrich gleich Gedankenstrich

Halbgeviert, Viertelgeviert – haben Sie noch den Überblick, wenn ich mit diesen Begriffen aus der Druckersprache jongliere? Ich helfe Ihnen! An dieser Stelle kommt nun wieder das Halbgeviert ins Spiel.

Beim Halbgeviertstrich (–) handelt es sich nämlich um den Gedankenstrich. Aber: Der Gedankenstrich entsteht nicht durch ein bloßes Drücken einer Taste. Arbeiten Sie mit Windows, dann müssen Sie bei gedrückter Alt-Taste die Zahlenfolge 0150 eingeben. Bei einem Mac ist es einfacher: Alt-Taste plus Minus-Taste gleich Gedankenstrich.

Gedankenstrich oder Bindestrich?

Wo aber wird nun der längere Gedankenstrich eingesetzt und wo der kürzere Bindestrich? Mit einem Bindestrich lassen sich Wörter koppeln. Beispiele: Social-Media-Agentur oder EU-Richtlinie. Bei einem Bindestrich werden nie Leerzeichen davor oder danach eingesetzt.

Ein Gedankenstrich hat dagegen mehrere Aufgaben. Zum einen dient er dazu, Gedanken oder eine weitere Idee in einen Satz einzuschieben. Eine Gedanken- beziehungsweise Sprechpause also quasi. Ein Beispiel: Der Gedankenstrich – es handelt sich dabei um einen Halbgeviertstrich – dient dazu, Einschübe im Text zu platzieren.

Einige weitere Optionen: Der Gedankenstrich ersetzt das Wörtchen bis – Montag–Freitag, 9–18 Uhr – und kommt unter anderem bei Zugverbindungen – Strecke Berlin–Hamburg – zum Einsatz. Außerdem lassen sich durch einen Gedankenstrich beispielsweise ein Komma oder ein Doppelpunkt ersetzen.

Der klassische Gedankenstrich im Textfluss braucht zwingend ein Leerzeichen nach dem vorhergehenden Wort und eines vor dem folgenden. Als Ersatz für das Wort bis oder bei den Zugstrecken darf es dagegen keine Leerzeichen geben.

Beide von mir genannten Aspekte sind in Redaktionen oder im Bereich des Lektorats übrigens Fehler, die sehr häufig vorkommen. Sie sehen: Gedankenstrich und Bindestrich sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Trotzdem werden sie oft verwechselt oder falsch eingesetzt. Für mich kann das nur einen logischen Grund haben: Den Bindestrich gibt es auf der Tastatur, den Gedankenstrich nicht.